
Achtung Kinder!
Gestern ging ich spazieren. Dabei fiel mir ein Schild „Achtung Kinder!“ auf, das an der Straße stand. Eigentlich nichts Besonderes. Ganz offensichtlich soll das Schild Autofahrer darauf hinweisen, dass sie langsam fahren und aufmerksam sein sollen, weil dort Kinder spielen.
Aber warum weiß ich eigentlich was mit dem Schild gemeint ist? Warum bin ich nicht gleich hinter die nächste Hecke gesprungen und habe mich dort verkrochen? Immerhin scheinen dort gefährliche Kinder unterwegs zu sein – so gefährlich, dass sogar Schilder vor ihnen warnen…
Warum funktioniert dieses Schild?
Es gibt mehrere Gründe, warum so ein Schild überhaupt die gewünschte Nachricht vermitteln kann. Der erste ist natürlich, dass die Betrachter und die Macher des Schildes den gleichen Sozialisationsprozess durchlaufen haben. Wir haben schon als Kinder gelernt, dass fahrende Autos eine Gefahr darstellen. In der Fahrschule wurde uns dann noch einmal unsere besondere Verantwortung vermittelt, die wir als Fahrzeugführer tragen. Der zweite Punkt ist natürlich, dass Kinder nicht als gefährlich gelten. Das heißt, wir haben alle die gleiche Grundlage um die Nachricht des Schildes zu entschlüsseln.
Würde auf so einem Schild stehen „Achtung Affen“, dann gäbe es sicher keinen gemeinschaftlichen Konsens bei der Decodierung der Nachricht. Einige Menschen würden vielleicht denken „Oh, niedliche Affen, da fahre ich mal lieber langsam“. Andere haben vielleicht Bilder von den beeindruckenden Reißzähnen von Pavianen im Kopf und würden flüchten.
Was heißt das für die Kommunikation?
„Gelungene Kommunikation ist Glückssache“ sagte Paul Watzlawick einst und damit hat er gar nicht so unrecht. Wenn Sie sich das obige Beispiel ansehen, dann gehen wir bei jeder Art von Kommunikation implizit davon aus, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das sind teilweise so grundlegende Dinge wie die Tatsache, dass der Empfänger einer Nachricht uns überhaupt hören kann und unsere Sprache versteht. Aber wir gehen auch oft davon aus, dass wir dieselbe Sozialisation durchlaufen haben und dass wir ähnliche Ansichten und Ziele haben. Wenn das alles der Fall ist, dann haben wir eine gute Chance, dass Kommunikation funktioniert. Aber das ist nicht immer der Fall.
Never assume
Wenn etwas schief läuft, weil man von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist, dann hört man oft den Spruch „Never assume“. Auf Deutsch heißt das so viel wie das man nie von irgendwelchen Voraussetzungen ausgehen sollte. Im Falle von Kommunikation werden Sie natürlich immer von bestimmten Voraussetzungen ausgehen, aber Sie sollten diesen Spruch zumindest im Hinterkopf behalten. Und immer dann, wenn Kommunikation nicht funktioniert, sollten Sie sich daran erinnern. Treten Sie dann mal einen Schritt zurück
und betrachten Sie die Situation von außen. Haben alle Beteiligten die notwendigen Voraussetzungen und das notwendige Wissen um miteinander kommunizieren zu können? Verfolgen alle das gleiche Ziel? Wenn nicht, dann sollten Sie diese Punkte erst klären bevor Sie weiter aneinander vorbei reden.